Mühlenweg

Sie brachte Hagen den ersten Strom

Nur die Bezeichnung „Mühlenweg“ erinnert an eine Mühle fast im Zentrum Hagens

bar Hagen Dass Hagen vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts die meisten Mühlen im weiten Umkreis besaß, ist unbestritten. Zwischen 1920 und 1930 klapperten sogar zehn Mühlen gleichzeitig, neun davon waren Wasser getrieben. Der „Mühlenweg“, die Parallelstraße zur Osnabrücker Straße, erinnert an eine Mühle, die hier im erweiterten Zentrum Hagens lag.

Es war eine Mühle, für die ein Sonderstatus  beansprucht werden kann: Sie war keine  Naturkraftmühle, die mit Wasser betrieben wurde, sondern eine Handelsmühle mit einem 25 PS starken Kohle befeuerten Sauggasmotor. Hierher kamen die Landwirte aus der näheren Umgebung, um ihr Getreide mahlen zu lassen.

Maurermeister Georg Schönhoff ließ sie 1909 errichten. Die Mühle und das dahinter liegende Wohnhaus wurden aus dem grauen Hüttenstein gebaut. Die Jahreszahl ihrer Betriebnahme hat für Hagen besondere Bedeutung: Die Mühle schrotete und mahlte nicht nur, sie produzierte auch ab September 1909 den ersten Strom- eine Revolution für Hagen. Um die Mühle kümmerte sich zunächst Müller Potthoff, da der Besitzer der Mühle wegen Asthmas fernbleiben musste.

37 Jahre später pachtete sie der Müller Adolf Wiemann aus Oesede. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie in seinen Besitz über. Als die Landwirte um 1950 über eigene Diesel- und Elektromotoren verfügten, um ihr Futtergetreide selbst zu schroten, blieb nicht nur in Wiemanns Mühle allmählich die Kundschaft aus. Sie teilte das Schicksal fast aller Hagener Mühlen: Eine nach der anderen stellte den Betrieb ein. 1950 war dann ein absoluter Tiefpunkt erreicht: Nur noch die Natruper Mühle wurde zum gelegentlichen Schroten von Futtergetreide in Stand gehalten.

Als die Mühle am „Mühlenweg“ nicht mehr rentabel war, spezialisierte sich Adolf Wiemann auf Landhandel. Das alte Mühlengebäude diente fortan nur noch als Lagerraum für die angelieferten Waren. Da die Qualität der 1909 verwendeten Hüttensteine zu wünschen übrig ließ, verfiel das Mauerwerk der Mühle allmählich. 2006 wurde es deswegen abgerissen. An dieser Stelle wurden mehrere Garagen erbaut.

Geblieben ist nur die Straßenbezeichnung, die an eine einst stolze Mühle erinnert. Geblieben ist aber auch der schmale Durchgang zur Osnabrücker Straße, der im Volksmund als „Müölenpatt“ bezeichnet wird.

Werner Barthel