Wilhelm-Wolf-Straße

Vorkämpfer für eine eigenständige (Kirchen-)Gemeinde
Wilhelm-Wolf-Straße ehrt verdienten Gellenbecker Lehrer
Eine Straße im Neubaugebiet östlich der Görsmannstraße trägt den Namen Wilhelm Wolf. 1906 kam er mit 35 Jahren als sogenannter „Erster“ Lehrer nach Gellenbeck. In seiner Schule wurden damals 230 Schüler von drei Lehrern unterrichtet. Bereits nach drei Jahren hatte er sich in der Niedermark einen ausgezeichneten Ruf erworben. Besonders seine Einstellung, dass Schule und Kirche eine Einheit sein sollten, imponierte den Gellenbeckern. In kurzer Zeit wurde er zum Sprecher seiner Gemeinde, wurde in den Schulvorstand gewählt und forcierte die Gründung einer eigenständigen, von der Obermark unabhängigen Kirchengemeinde. Wohlwissend dass vor allem die Obermärker gegen eine „Abspaltung“ Sturm laufen würden.     
Neutralisierten sich anfangs Befürworter und Gegner eines Kirchneubaus auf Gellenbecker Boden, sorgte Wilhelm Wolf bald für Bewegung in dieser heiklen Angelegenheit. Der Hagener Pfarrer Antonius Tappehorn, 1909  von Wolf auf die Gellenbecker Kirchbaupläne angesprochen, hatte offensichtlich seinen anfänglichen Widerstand aufgegeben. „Wenn Sie ...einen Platz und eine entsprechende Summe Geldes in Aussicht stellen können, wäre darüber zu reden“, soll er laut den Recherchen von Johannes Brand vom Hagener Heimatverein geantwortet haben. Diese unter Umständen unbedachte Äußerung stimulierte die Gellenecker: Ein Landwirt stellte einen Bauplatz zur Verfügung, ein anderer verpflichtete sich, für die nötigen Steine zu sorgen. Als Startkapital konnten 2000 Mark gesammelt werden.
Wenige Tage später begab sich Wolf mit allen Unterlagen zum Generalvikariat nach Osnabrück. Dort erhielt er grünes Licht für den Bau einer Kirche. Damit verbunden war gleichzeitig die Gründung einer eigenen Kirchengemeinde. Engagiert wurden in der Folgezeit Grundstücksverhandlungen geführt, ein Sammelverein gegründet, Verhandlungen mit dem Hagener Kirchevorstand zum Abschluss gebracht und die Baupläne des Architekten diskutiert.
Bereits 1915 konnte die neue Kirche eingeweiht werden. Dieser Erfolg war in den Augen der Gellenbecker zum nicht geringen Teil Wilhelm Wolf zu verdanken. In der Folgezeit konnte er sich verstärkt anderen Dingen zuwenden, die ihm gleichfalls viel bedeuteten: Er gründete den Männergesangverein „Cäcilia“ und prägte als Mitglied des Kirchenvorstandes das Gesicht der jungen Gemeinde.
1933 erlag er überraschend einem Herzschlag. In der Schulchronik wurde festgehalten: „Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Todesnachricht durch das Dorf. In der Schule waren Bestürzung und Aufregung. An der Beerdigung nahmen etwa 1200 Menschen teil.“ In einem Nachruf war zu lesen: „Besonders trauert die Gemeinde Gellenbeck, deren Interessen er als Gemeindevertreter ein warmherziger Förderer war.“

Werner Barthel