Konrad-Hinze-Straße

Er nahm kein Blatt vor den Mund
Eine Straße in Hagen erinnert an Konrad Hinze
Sein Engagement für Flüchtlinge und Vertriebene sowie die Sorge um den Fortbestand der eigenständigen evangelischen Konfessionsschule prägten das Leben Konrad Hinzes. Nach ihm ist eine Straße in dem Neubaugebiet westlich des Hagener Freibades benannt.  
Konrad Hinze, 1901 in Schlesien geboren, kam drei Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs als Lehrer an die gerade gegründete evangelische Volksschule. Die Kinder von Flüchtlinge und Vertriebenen, die in der Kirschgemeinde eine neue Heimat suchten, hatten diese notwendig gemacht. Konrad Hinze war sich bald bewusst, dass sie im katholischen Hagen anfangs nicht geliebt, allenfalls geduldet war. So machte er sich Zeit seines Lebens stark für Respektierung und Gleichstellung „seiner“ Schule wie auch der evangelischen Minderheit im Ort.
Einen ersten kleinen Achtungserfolg durfte er bereits  kurz nach Amtsantritt verbuchen: Eine gelungene Weihnachtsfeier fand einmal Berücksichtigung in der lokalen Presse. Zum anderen durfte er den Bürgermeister, die Geistlichen beider Konfessionen und Vertreter der katholischen Schule bei der Feier begrüßen, was kurz nach dem Krieg nicht selbstverständlich war. Auch die lobenden Worte der Gäste signalisierten, das ein Schritt hin zu mehr Annäherung getan war.
Dass es trotz des verheißungsvollen Auftakts ein langer Weg bis zur  vollständigen Anerkennung von Schule und Konfession werden sollte, hat Johannes Brand vom Hagener Heimatverein aufgezeigt: Als Lehrermangel die Schulbehörde zwang, eine katholische Lehrerin zeitweise an die evangelische Schule abzuordnen, das erste und zweite Schuljahr der evangelischen Kinder überdies in der katholischen Schule untergebracht wurde, führte das zu Unmut und lautstarken Protesten in der Öffentlichkeit. Man verlangte „die konsequente Einhaltung der evangelischen Bekenntnisschule“. Nur die Besonnenheit einzelner und Hinzes kluge Zurückhaltung verhinderten „einen Kulturkampf“.
Als sich die Wogen geglättet hatten, prangerte Hinze die immer noch bestehende Benachteiligung seiner Schule an. Seine Schüler nutzten zwar Räume in der katholischen Schule, trieben Sport in deren Turnhalle und durften auch die dortigen Lehr- und Lernmittel einsetzen, erhielten andererseits keinerlei Zuschuss für eigene Anschaffungen. Vor dem Schulausschuss fand er deutliche Worte: „Nennen Sie mir eine katholische Schule im ganzen Regierungsbezirk, die vier Jahre besteht und kein eigenes Inventar besitzt! Darum auch hier: Gleiches Recht für alle!“
Alles in allem muss er ein mutiger und geschickter Verfechter seiner Interessen gewesen sein: Er wurde nicht nur als Sprecher der Flüchtlinge gesehen, sondern erwarb sich auch Autorität in der Gemeinde. So trug man ihm wie selbstverständlich an, die Ansprache bei der Einweihung des Ehrenmals für die Gefallenen zu halten. Bei dem 1955 gedrehten Heimatfilm sieht man ihn im Gespräch mit Geistlichen und Ortspolitikern.  Obwohl Hinze seine neue Heimat erst mit 47 Jahren kennen und lieben gelernt hat, hinderte ihn das nicht, Hagener Heimatforschung  zu betreiben. Er starb nach langer schwerer Krankheit mit fast 80 Jahren.

Werner Barthel

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